Menschen sind Worttiere, notierte Erich Arendt:
Das Schreiben beginnt lange vor dem Schreiben.
Berichte schreiben, nichts Erfundenes. Genau sein. Kleine Dinge
beobachten, Details. Punkte. Das Schreiben, wünschte Ilse Aichinger,
müßte punktueller sein. Sie wäre froh, wenn sie etwas schreiben könnte,
das deutlich mache, daß diese Welt hilfsbedürftig ist.
Nichts fürchte ich mehr als Aal, sagt Witold Gombrowicz. Naive, geradlinige Offenheit
[in der Literatur] taugt nichts … Je künstlicher man ist, desto mehr kann man aufrichtig sein,
die Künstlichkeit gestattet dem Künstler, sich den schamhaften Wahrheiten zu nähern. …
Der Schriftsteller existiert nicht, jedermann ist Schriftsteller, jedermann kann schreiben.
KontorZ ist, anders als vor über 30 Jahren geplant, nun zum persönlichen Archiv und Gedächtnis einer langen Reise geworden, nicht beruflicher Motivation mehr geschuldet, nur noch der Erinnerung an ein gelebtes Leben, ja: ein geschädigtes und auch schädigendes über nun fast 80 Jahre, wissend um den bald letzten Weg auf dieser Reise voller Ambivalenzen. Einer Reise auf nicht immer geraden, auf vielen krummen aber eben gelebten Wegen. Und als ein Überlebender (John Berger) unter all den Reisegenoss:inen, es waren viele, kürzer, länger, mancher Kontakt ging, wurde verloren, stehe ich nun am Zollhaus ‒ und gebe nur allein noch Auskunft.
Nicht alles, was zu sagen wäre, wird noch gesagt werden (können), der ablaufenden Zeit wegen, aber nicht nur: Wer immer mehr wissen will, wo nach einem öffnenden Schlüssel zu einzelnen Texten gefragt wird, nach aus diversen Gründen gehegten Erinnerungen an diese und von dieser lange(n) Reise ans Meer, möge IHN nach der Parole fragen. Das gilt auch für die Menschenbilder im Vorübergehen hier, die nicht einfach (mehr) öffentlich gezeigt werden können, die persönlichen allemal, aber auch die auf den diversen Wegen beiläufig eingefangenen. Die Zeit der einmal so lebensgesättigten öffentlichen Straßenfotografie ist vorüber. Saul Leiter und all die anderen, sie leben nicht mehr. Und ER weiß, wo der Schlüssel zum giardino segreto des Frans de Lippe liegt, der die Türen zum Anderen öffnet und wem er ihn anvertrauen darf ‒ wenn ich ihn nicht mehr selber weitergeben kann.
Menschenbilder. Begegnungen, nicht nur persönliche …
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